Stablecoins, so stellt sich heraus, sind vielleicht doch nicht so stabil. Diese digitalen Assets, die an den Wert von staatlich ausgegebenen Währungen gekoppelt sind, sollen der sicherste Teil des volatilen Kryptomarktes sein. Ihr vermeintlich fester Wert hat sie zu einem Eckpfeiler des Krypto-Ökosystems gemacht.
Aber Stablecoins werden ihrer Rechnung nicht gerecht. Tether, der größte dieser Token mit einem Umlauf von etwa 82 Milliarden Dollar, verlor am Donnerstag kurzzeitig seine Bindung. Er fiel bis auf 95,08 Cent, bevor er sich wieder erholte.
Die Abkopplung, so kurz sie auch sein mag, sollte den breiteren Markt beunruhigen. Die Größe der Stablecoin-Industrie – laut der Federal Reserve im März 180 Milliarden Dollar – macht sie zu einer Quelle potenzieller systemischer Risiken.
Das Argument hinter Stablecoins beruht auf der Annahme, dass die Emittenten die Mittel zur Verfügung haben, um sie zu bezahlen coin Inhaber versuchen alle, ihre Token gleichzeitig einzulösen. Aber das ist kaum eine eiserne Prämisse.
Im Falle von Tether machten Bargeld und Bankeinlagen Ende Dezember nur 5 Prozent seines Vermögens aus. Treasuries machten etwa 44 Prozent aus, während Commercial Paper und Einlagenzertifikate weitere 30 Prozent ausmachten.
Wenn Tether beschließt, seine 34 Milliarden Dollar an Staatsanleihen oder seine 24 Milliarden Dollar an Unternehmensanleihen zu liquidieren, um den Token zu verteidigen, wird das Auswirkungen auf die Anleiherenditen und den erstklassigen Geldmarkt haben. Noch besorgniserregender ist, dass etwa 6 Prozent – oder 5 Milliarden US-Dollar – seiner Reserven in anderen Investitionen, einschließlich anderen Kryptowährungen, stecken. Diese könnten sich in Stresszeiten als illiquider und schwer verkäuflich erweisen.
All dies setzt voraus, dass die Zahlen von Tether – die von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit Sitz auf den Kaimaninseln herausgegeben wurden – zuverlässig sind. Im vergangenen Oktober wurde Tether mit einer Geldstrafe von 41 Millionen Dollar belegt, weil behauptet wurde, es habe von mindestens Juni 2016 bis Februar 2019 irreführende Aussagen über ausreichende Dollarreserven gemacht.
Die Regulierungsbehörden sollten klare Liquiditätsregeln festlegen, über welche sicheren Vermögenswerte Stablecoin-Emittenten halten sollten. Die Anforderung detaillierter, aktueller Berichte über die Zusammensetzung dieser Reservebestände würde Aufschluss darüber geben, wo Risiken liegen.
Quelle: Financial Times