Der Prototyp des digitalen Euro ist fertiggestellt. Dennoch gibt es weiterhin Bedenken hinsichtlich der digitalen Zentralbankwährung. Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz äußerte sich kürzlich zu den Chancen und Risiken des digitalen Euros.
Entscheidung über Einführung des digitalen Euros erfolgt im Herbst 2023
Der Prototyp des digitalen Euro, der von der Europäischen Zentralbank (EZB) entwickelt wurde, hat kürzlich eine wichtige Hürde genommen. Berichten zufolge wurde der digitale Euro erfolgreich getestet und die zweite Testphase abgeschlossen. Im Gegensatz zu dezentralen Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum handelt es sich beim digitalen Euro um eine von der EZB kontrollierte Zentralbankwährung, die als Ergänzung zum Bargeld dienen soll. Bei den Tests waren neben verschiedenen Fintech-Unternehmen auch der US-Konzern Amazon beteiligt. Ursprünglich war das Projekt für eine mögliche Einführung der digitalen Zentralbankwährung in der gesamten EU zwischen Juli 2021 und Herbst 2023 angelegt. Im Herbst soll nun die Entscheidung fallen, ob der digitale Euro eingeführt oder das Projekt eingestellt wird. EZB-Direktor Fabio Panetta erklärt jedoch, dass eine Einführung des digitalen Euros erst im Herbst 2026 möglich wäre. Er betont auch, dass der digitale Euro das Bargeld nur ergänzen und nicht ersetzen soll.
Kritik zum digitalen Euro
Trotz der Beteuerungen der EZB, dass das Bargeld nicht abgeschafft werden soll, gibt es weiterhin Kritiker und Skeptiker hinsichtlich der digitalen Zentralbankwährung. Neben der Befürchtung um die Verfügbarkeit von Bargeld wird auch die mangelnde Datensicherheit des digitalen Euros kritisch betrachtet. Insbesondere bei Online-Zahlungen sollte die Privatsphäre besser geschützt werden, wie der Deutschlandfunk berichtet. Ramona Pop, die Vorständin der Verbraucherzentrale Bundesverband, erklärt dazu, dass die EU ihre Datenschutzrichtlinien verbessern müsse, damit der digitale Euro das Sammeln von Daten stoppt. Anonymität beim digitalen Bezahlen sei wichtig.
Burkhard Balz über den digitalen Euro
Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz hat sich kürzlich zu den Chancen und Risiken des digitalen Euros geäußert. In einer Rede an der School of Economics setzte er sich mit der Rolle der digitalen Zentralbankwährung auseinander, wie das IT-Finanzmagazin berichtet. Balz betonte, dass bereits viele Länder Pilotprojekte für digitale Zentralbankwährungen durchführten und einige Länder bereits eine solche eingeführt hätten. Dennoch gebe es keine Standardlösung für die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung. Es gehe darum, sowohl die Kontrolle über Zahlungen als auch die Unabhängigkeit von internationalen Digitalunternehmen, insbesondere aus den USA, zu gewährleisten. Es sei wichtig, über die Abhängigkeiten von Staaten und Zentralbanken von diesen Unternehmen zu diskutieren. Balz stellte fest, dass der Trend zu digitalen Zahlungslösungen zunehme und ein Währungssystem Antworten und alternative Konzepte bieten könne. Ein digitaler Euro würde den Zugang zu sicherem Zentralbankgeld für alle im digitalen Raum erhalten. Wenn die Nutzung von Bargeld für Zahlungen weiter abnimmt, wird dies die Rolle des öffentlichen Geldes gefährden, den Grundpfeiler unseres Geldsystems. Die Konvertierbarkeit von privatem Geld in öffentlichem Geld ist ein wichtiger Grundpfeiler unseres zweistufigen Geldsystems, betont Balz.
Der Erfolg des digitalen Euros hängt laut Balz von einigen Rahmenbedingungen ab. Dazu gehört die breite Verwendbarkeit ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Der digitale Euro sollte sowohl in Geschäften als auch zwischen Privatpersonen und im E-Commerce universell einsetzbar sein. Um alle Verbraucher zu erreichen, wäre eine Wallet und eine physische Karte als Erscheinungsformen des digitalen Euros notwendig. Balz erklärt, dass das Eurosystem nicht beabsichtige, eine Geschäftsbank für 340 Millionen europäische Bürger zu werden. Stattdessen solle die langjährige Expertise des Bankensektors genutzt werden, um die traditionellen Rollen im Geldsystem zu bewahren, mit der Zentralbank im Hintergrund und Banken sowie Zahlungsdienstleistern an der Kundenschnittstelle. Darüber hinaus müsse der digitale Euro so eingeführt werden, dass er um weitere und neue zukunftssichere Geschäftsmodelle erweitert werden könne. Dafür sei eine zukunftssichere Infrastruktur erforderlich.
Balz betonte auch, dass Sicherheit und Datenschutz bei der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung eine zentrale Rolle spielen. Das Vertrauen der Bevölkerung und der Schutz vor Betrug seien entscheidend. Personenbezogene Daten sollten daher nur begrenzt und unter strikter Einhaltung der Datenschutzgesetze verarbeitet werden. Balz betonte abschließend, dass der Erfolg des digitalen Euros keine Selbstverständlichkeit sei und dass eine rigorose Analyse und Offenheit für einen so grundlegenden technologischen Wandel wie die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen erforderlich seien.
Redaktion finanzen.net