Titel: Warum die Inflationsrate in den USA schneller sinkt als in Deutschland und Europa
Die USA haben es geschafft: Die Inflationsrate ist im Juni auf nur noch 3,0 Prozent gefallen. Damit nähert sie sich dem Ziel der US-Notenbank von zwei Prozent. Im Gegensatz dazu liegt die Inflation in Europa hartnäckig hoch, in Deutschland stieg sie sogar auf 6,4 Prozent im Juni. Doch woran liegt diese große Diskrepanz?
Ein entscheidender Faktor ist, dass die Inflation in den USA bereits früher begonnen hat. Die Preise begannen bereits im Jahr 2021 infolge der Corona-Pandemie zu steigen. Lockdowns in vielen Ländern erschwerten die Lieferketten und führten zu einem begrenzten Warenangebot. Gleichzeitig unterstützten die US-Bundesstaaten ihre Bürger finanziell, was zu einem Anstieg des Konsums führte.
Im März 2021 stieg die Inflationsrate in den USA erstmals über zwei Prozent, während dies in der Euro-Zone erst im Juli 2021 der Fall war. Der Höhepunkt der Inflation in den USA lag im Juni 2022 bei 9,1 Prozent, während er in der Euro-Zone erst im Oktober mit 10,6 Prozent erreicht wurde. Demnach begann die Inflation in den USA früher und erreichte ihren Höhepunkt früher als in Europa.
Auch die Ursachen für die Inflation sind unterschiedlich. In der Euro-Zone trugen die Energie- und Nahrungsmittelpreise laut der Europäischen Zentralbank (EZB) stärker zum Anstieg der Inflation bei. Im Gegensatz dazu war in den USA die Inflation stärker durch die Nachfrage getrieben. Dort stiegen die Löhne früher als im Euroraum, was die Kaufkraft erhöhte und zu einer Steigerung der Preise führte.
Ein weiterer Grund für den Unterschied liegt in den unterschiedlichen Maßnahmen der Notenbanken. Die US-Notenbank Federal Reserve begann früher und aggressiver mit der Erhöhung der Zinsen als die EZB. Dadurch erhöhte sich die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Euro-Zone, wodurch der US-Dollar im Vergleich zum Euro stärker wurde. Importe aus dem Dollar-Raum wurden dadurch teurer, besonders im Bereich der Energie, da hier die Abrechnung überwiegend in Dollar erfolgt.
Der Einfluss der Währungen spielt also ebenfalls eine Rolle. Mittlerweile hat sich dieser Effekt jedoch umgekehrt. Da die Zinsen in Europa voraussichtlich länger steigen werden als in den USA, nimmt die Zinsdifferenz ab und der Euro gewinnt an Stärke. In Kombination mit anderen Faktoren wird dies dazu beitragen, dass auch die Inflation in Deutschland und Europa sinken wird.
Es gibt auch starke Unterschiede in der Inflation innerhalb der Euro-Zone. Besonders in den baltischen Ländern ist die Inflation noch fast zweistellig, während sie in Belgien, Spanien und Luxemburg bereits wieder unter zwei Prozent liegt. Diese Unterschiede sind auf Abhängigkeiten von Russland bei Energie und anderen Waren zurückzuführen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Inflationsrate in den USA schneller sinkt als in Deutschland und Europa. Durch die frühere und aggressivere Zinspolitik, die unterschiedlichen Ursachen der Inflation und den Einfluss der Währungen haben die USA die Inflation schneller unter Kontrolle bekommen. Dennoch gibt es auch in Europa und Deutschland Anzeichen für eine sinkende Inflation, sodass sich die Lage in naher Zukunft verbessern könnte.