Das Sentiment für Kryptowährungen hat sich in den vergangenen Wochen spürbar zum Positiven hin verändert. Verantwortlich dafür sind vor allem der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock und ein US-amerikanisches Bundesgericht.
Am 20. Juli 2023 kam es bei Ripple (XRP), der nach Marktkapitalisierung mittlerweile viertgrößten Kryptowährung, innerhalb weniger Stunden fast zu einer Kursverdoppelung. Ein Richter in den USA stellte fest, dass Ripple nicht als klassisches Wertpapier im Sinne der US-Rechtsprechung einzustufen sei. Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hatte diese Bewertung zuletzt anders gesehen. Die Nachricht führte auch hierzulande zu erhöhten Umsätzen. XRP war am 13. Juli die meistgehandelte Kryptowährung.
Bereits Mitte Juni kam es beim Bitcoin zu einem deutlichen Kursanstieg und dem Sprung auf den höchsten Stand seit Mai 2022. BlackRock-Chef Larry Fink bezeichnete den Bitcoin als „internationalen Vermögenswert“ und stellte einen Antrag bei der US-Börsenaufsicht zur Auflegung eines börsennotierten Bitcoin-ETFs. Diesem Beispiel folgten später auch andere Vermögensverwalter wie Invesco und WisdomTree.
Die US-Börsenaufsicht SEC muss bis Februar 2024 über die Anträge entscheiden. Experten gehen davon aus, dass die Chancen auf eine Genehmigung diesmal höher sind, da Überwachungsvereinbarungen mit den großen Börsen getroffen wurden. Einige Experten halten sogar eine schnelle Genehmigung noch in diesem Jahr für möglich. Im Falle einer positiven Entscheidung, erwarten Marktbeobachter ähnliche Impulse wie nach der Einführung der ersten Gold-ETPs im Jahr 2004. Bitcoin könnte zu einer Standard-Portfoliobeimischung für viele Vermögensverwalter werden.
Das gestiegene Interesse an Kryptowährungen zeigt sich auch in den Zahlen. Innerhalb von vier Wochen flossen weltweit 742 Millionen US-Dollar in Krypto-Produkte. Die Handelsvolumina für Anlageprodukte stiegen auf 2,3 Milliarden US-Dollar, was über dem Jahresdurchschnitt liegt. Besonders gefragt waren Produkte auf den Bitcoin, während es bei Ether zu Abflüssen kam. In Europa wurden im Juni Zuflüsse in Höhe von 144 Millionen US-Dollar verzeichnet, mehr als im gesamten Jahr 2022.
Auch Zertifikate auf Krypto-Basiswerte erleben einen Nachfragezuwachs. Der Handel in Krypto-Zertifikaten stieg um 51 Prozent, wobei der Bitcoin die treibende Kraft dahinter ist. Die meisten Geschäfte wurden in Produkten getätigt, bei denen Anleger von steigenden Kursen des Basiswertes profitieren. Besonders beliebt waren dabei die Open End Partizipationszertifikate auf Bitcoin und Ether.
Das gestiegene Interesse institutioneller Anleger und Vermögensverwalter sowie die positiven Gerichtsentscheidungen haben das Sentiment für Kryptowährungen deutlich verbessert. Marktbeobachter erwarten in den kommenden Monaten weitere positive Entwicklungen und mögliche Aufnahmen von Kryptowährungen in institutionelle Portfolios. Es bleibt abzuwarten, wie die SEC über die Anträge der Vermögensverwalter entscheidet und welche Auswirkungen dies auf den Kryptomarkt haben wird.
Autor: Thomas Koch
Datum: 20. Juli 2023
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