Der digitale Euro rückt immer näher. Die Europäische Zentralbank (EZB) untersucht derzeit den Nutzen und die Umsetzung des Projekts und wird dies bis Oktober tun. Es gilt jedoch als sicher, dass die Zentralbank eine digitale Währung einführen wird, und die EU-Kommission hat bereits Vorschläge für das rechtliche Fundament des digitalen Euro gemacht.
Der Gesetzesentwurf der Kommission umfasst insgesamt 42 Paragrafen und behandelt verschiedene Aspekte des digitalen Euro, von der Ausgabe und Kontrolle bis hin zum Datenschutz. Die Mitgliedsstaaten haben bis zum 11. August Zeit, Feedback zu geben, während die Deadline für die EU-Kommission am 7. September endet.
Ein Hauptkritikpunkt in Bezug auf den digitalen Euro ist die Privatsphäre. Viele Bürger sind besorgt, dass eine digitale europäische Währung ähnlich wie in China ihre Privatsphäre gefährden könnte. In einer Umfrage der EZB gaben 43 Prozent der Befragten an, dass Privatsphäre beim digitalen Euro höchste Priorität haben sollte. Finanzminister Christian Lindner (FDP) unterstützte diese Ansicht.
Die EU-Kommission reagiert auf diese Bedenken und möchte dem digitalen Euro eine Offline-Funktion hinzufügen. Bis zu einer bestimmten Schwelle soll es möglich sein, Zahlungen ohne Erhebung personenbezogener Daten durch die EZB durchzuführen. Nur Informationen wie der Transaktionswert würden weitergegeben. Auch bei Online-Zahlungen möchte die Zentralbank nur die notwendigsten Informationen erheben.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass der digitale Euro nicht als „programmierbares Geld“ betrachtet werden sollte. Die EZB soll keinen Einfluss darauf haben, wofür die digitale Währung verwendet wird. Dennoch schließt dies nicht aus, dass programmierbare Zahlungen möglich sind, die automatisch abgewickelt werden können, ähnlich wie bei Smart Contracts.
Benedikt Faupel vom Digitalverband Bitkom begrüßt diese Idee und fordert, dass sie weiterverfolgt wird, um eine wirkliche Interoperabilität zu gewährleisten. Eine Möglichkeit hierfür könnte die Blockchain-Technologie bieten, die jedoch im aktuellen Entwurf der Kommission nicht erwähnt wird.
Es bleibt jedoch unklar, welchen konkreten Nutzen der digitale Euro für den Endverbraucher haben wird. Obwohl die Privatsphäre-Funktionen für viele Bürger attraktiv sein könnten, gibt es bereits zahlreiche private Zahlungslösungen wie Google Pay, Apple Pay und PayPal. FDP-Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler äußerte Kritik und betonte, dass die EZB noch nicht ausreichend dargelegt habe, warum ein digitaler Euro für die Bürger in Europa sinnvoll sein soll.
Insgesamt gibt es noch viele offene Fragen im Zusammenhang mit dem digitalen Euro. Experten gehen davon aus, dass die Beratungen erst nach den Europawahlen im nächsten Jahr abgeschlossen sein werden. Die EU-Kommission plant jedoch bereits die Einführung des digitalen Euro im Jahr 2026, wobei die Einhaltung dieses Zeitplans fraglich ist.